Schnell unter Strom

Kaum dass der neue VW Crafter seine Premiere feiert, kündigt VW Nutzfahrzeuge eine vollelektrisch angetriebene Version an, die noch in diesem Jahr in Feldtests gehen soll. Hannover macht hier wirklich ernst.

Schnell unter Strom
Schnell unter Strom
Redaktion (allg.)

Die in der niedersächsischen Landeshauptstadt beheimatete Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge stellte auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 ein Konzeptfahrzeug eines vollelektrisch angetriebenen neuen Crafter vor – eine ziemliche Überraschung, die auch mit den derzeitigen Umbrüchen im Konzern zu tun hat. Und der sogenannte e-Crafter soll keine Luftnummer oder bloße Vision für eine ferne Zukunft sein, die wieder in den Schubladen verschwindet, wie viele Messe-Eyecatcher zuvor, etwa der formal  sehr clever konzipierte City-Lieferwagen VW eT! aus dem Jahr 2012. Der e-Crafter basiert auf dem Heckantriebs-Standard-Chassis mit höherem Ladeboden, um die Lithium-Ionen-Akkus platzsparend unterzubringen.

Bis zur Serienreife sollen die 300 Kilogramm schweren Akkus in der reinen Frontantriebsvariante mit zehn Zentimeter niedriger liegendem Ladeabteil untergebracht werden. Die Batteriespeicher sollen eine Kapazität von 43 kWh bieten, womit der Elektro-Crafter eine Reichweite von 100 bis 200 Kilometer in allen Betriebs- und Witterungsbedingungen und unter Berücksichtigung von Nebenverbrauchern im Fahrzeug erzielen soll. Wie auch immer, der Antrieb erfolgt in jedem Fall über die Vorderräder, ein 100-kW-Elektromotor stellt 290 Nm Drehmoment aus dem Stand bereit. Die Auflastung auf 4,25 Tonnen peilt der Hersteller an, weil Elektrofahrzeuge bis zu dieser Tonnage per Sonderregelung auch mit dem Pkw-Führerschein gefahren werden dürfen.

Dadurch soll der Crafter sogar mehr Nutzlast bieten als das 3,5-Tonnen-Pendant, dem er bei direktem Vergleich um etwa 350 bis 400 kg an Zuladung unterlegen wäre. Exakt sind es 1.709 kg, wodurch natürlich ein gravierender Nachteil aller batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge auffällt: Das Leergewicht ist mit 2.541 kg üppig. Der batterieelektrische e-Crafter jedenfalls soll sich über Gleichstrom binnen 45 Minuten zu 80 Prozent aufladen lassen, bei Wechselstrom sind es etwa sechs Stunden Ladezeit. Auch die Bedienung will der Hersteller der Elektrotechnik anpassen. So soll der e-Crafter über ein Reichweitenmanagement ebenso verfügen wie über ein angepasstes Instrumentarium mit Batteriestands- und Rekuperationsanzeige. Statt eines Drehzahlmessers gibt es dann einen „Powermeter“.

Netter Gag mit durchaus reellem Bezug: Die auf der IAA gezeigte Studie des Volkswagen E-Crafter beherbergt im Laderaum des Fahrzeugs eine Servicestation, in der Ersatzakkus für diese speziellen Cargo-E-Bikes vorgehalten und aufgeladen werden können. Warum also nicht zum Kombiverkehr übergehen: Der Van dient als komplettes Mikrodepot und die Feinverteilung erfolgt per mitgeführtem Lastenrad.   

„Bereits 2017 wird der erste Volkswagen e-Crafter in Kundenhand sein.“ Eckhard Scholz, Vorstandsvorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge


Technische Daten Studie e-Crafter

  • Antrieb: E-Motor
  • Leistung: 100 kW
  • Drehmoment: 290 Nm
  • Batterie: Lithium-Ion 43 kWh und 384 V
  • Ladedauer: 45 min (bei 40 kW DC)
  • Zul. Gesamtgewicht: 4.250 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
  • Reichweite: 208 km
  • EU-Leergewicht: 2.541 kg / Zuladung: 1.709 kg

Foto: Volkswagen
Text: Johannes Reichel

Printer Friendly, PDF & Email