Gerd Körber heiß auf Jubiläumsrennen

Der dreifache Truck-Europameister fährt zum 30. Mal auf dem Ring

Gerd Körber heiß auf Jubiläumsrennen
Gerd Körber heiß auf Jubiläumsrennen
Redaktion (allg.)

Am kommenden Wochenende gibt es am Nürburgring gleich zwei Jubiläen zu feiern. Am 18.06.1927 fand das erste Rennen - ein Motorradrennen - zur Eröffnung des Nürburgrings statt. Einen Tag später gewann Rudolf Caracciola das erste Automobilrennen auf dem neuen Ring. Fast genau 60 Jahre später entlud ein kleines Familienteam ihren MAN im Fahrerlager und legte damals den Grundstein für eine 30jährige, einzigartige, spektakuläre Truck-Racing-Geschichte. Das Team bestand seinerzeit aus Vater Adolf (Teamchef), Mutter Elfriede (Catering und Teampsychologe), den Brüdern Karl-Heinz und Karl-Friedrich (Mechaniker). Mit dabei war auch der „Lehrling“ der Firma Körber; Mario Kress. Auch er hätte sich damals nie träumen lassen, dass er ebenfalls ein gewichtiger Bestandteil der Truck-Szene werden sollte; als genialer Motoren- und Fahrwerkstechniker und später als erfolgreicher Teameigner. Später stieß noch Stefan Honens dazu. Heute ebenfalls eine Hausnummer als Chefmechaniker im Truck-Race. Der Einfachheit halber nannte sie Elfriede Körber „meine Buben“. Und aus allen ist etwas geworden!

Gerd Körber hatte von Anfang an so gut wie keine Chance, eine andere Sportart auszuüben. Vater Adolf fuhr Bergrennen, die Brüder Karl-Heinz und Karl-Friedrich erfolgreich Berg- und Rundstreckenrennen im eigenen Bickel-Tuning-Team. So war der Lebenslauf für Gerd vorgezeichnet. Erste Erfolge gab es auf der heimatlichen Kartbahn des RMSV Urloffen, dann ging es über diverse Markencups in den Automobilsport. 1987 ging man in den Truck-Sport und wusste sofort: „Das ist unser Metier!“ Und so schreibt die Geschichte weiter bis 2017.

Dies als kleiner Lebenslauf; ein ausführlicher Bericht der letzten 30 Jahre würde sicherlich mehrere Bände füllen...

Lutz Bernau ist bis heute der einzige, der vom ersten Grand-Prix auf dem Nürburgring an dabei war. Bernau hat aber nach wenigen Jahren das Lenkrad mit der Leitung des eigenen Teams getauscht. Gerd Körber ist der dienstälteste (aber nicht älteste) Fahrer des gesamten Starterfeldes. Was waren die schönsten Momente auf dem Nürburgring? „Das Schönste ist, wenn du gewinnst, vor vollen Rängen auf dem obersten Treppchen stehst, in vollbesetzte Tribünen schaust und abertausende Fans mit dir feiern. Das gibt es nur auf dem Nürburgring. Man muss sich nur die Zuschauerzahlen an-schauen. In den 90iger Jahren waren es sogar bis zu 250.000 Zuschauer, heute sind es auch wieder 150.000 - 180.000 Zuschauer. Das ist absoluter Wahnsinn“.

Es gab in all den Jahren aber auch den negativen Wahnsinn: Strafversetzungen, Disqualifikationen, Startverbot und Rennabbruch wegen Nebels, alles war schon dabei. Da wurden Körber schon mal alle Zeiten gestrichen, weil sich am Truck ein Scheibenwischer gelöst hatte und der Truck nicht mehr dem technischen Reglement entsprach! „Mensch, wenn ich heute sehe, wie sich da in die Trucks gefahren wird. Da kommen Trucks ins Ziel, da fehlt die Hälfte. Damals hatte nur der Scheibenwischer gefehlt und das noch auf der Beifahrerseite“, so Körber.

Wie empfindest Du selbst Deinen Heim-Grand-Prix? „Für mich ist ein Nürburgring-Wochenende eine Achterbahn der Gefühle. Auf der einen Seite komme ich im Fahrerlager keinen Meter weit, ohne dass mich einer der Fans anhält, ein Bild machen, ein Autogramm oder ein paar Worte mit mir wechseln möchte.

Das ist in den drei Tagen schon sehr stressig. Aber auf der anderen Seite sind es genau diese Momente, die mich immer wieder motivieren, hier zu fahren und den Fans eine tolle Show zu liefern. Selbst wenn es mal nicht so gut läuft, bauen dich die Leute wieder auf, auch wenn dir nach drei Tagen Schulterklopfen selbige danach weh tut. Das schlimmste wäre doch, wenn ich durch das Fahrerlager laufen würde und keiner würde ein Autogramm oder Bild wollen“.

Sind Dir die Fans wichtig? „Absolut, es gibt so viele Menschen, die reisen wegen mir tausende Kilometer, nur um mir bei den Rennen zuzusehen. Viele von ihnen sehe ich wie eine Familie. Es gibt Fans, die reisten zu DDR-Zeiten nach Ungarn, um mich zu sehen und mit mir zu reden. Seit dem Wegfall der Mauer fahren sie zu vielen Rennen in Europa. Darauf freue ich mich das ganze Jahr“.

Was sind die Wünsche und Ziele für das kommende Wochenende? „ Ich will wie in all den letzten 29 Rennen eine tolle Show liefern. Ich hoffe, ich fahre auf das Podium und dann gibt es wieder Donuts von mir und wir alle feiern ein großes 30-Jahre-Jubiläum. IVECO, Georg „Schorsch“ Glöckler und alle aus dem Schwaben-Truck-Team inklusive mir werden alles tun, um beim Heim-Grand Prix ein Riesen-Feuer-werk abzubrennen. Das kann ich jedem einzelnen versprechen“.

Ist ein Truck-Grand-Prix ohne Gerd Körber denkbar? „Gegenfrage; ist Rockmusik ohne die Rolling Stones denkbar? Vater Adolf fuhr Rennen, meine Brüder Karl-Heinz und Karl-Friedrich fuhren Rennen, Neffe Hans-Martin fuhr Rennen, meine Tochter Serafina… Autogramme geben kann sie schon“.

Das kommende Wochenende steht ganz im Zeichen der beiden großen Jubiläen.

Fotos & Text: Gerd Körber

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