Der Marathon-Kilometer-Mann

Es gibt Geschichten, die sind unglaublich. Auch die des Hansjörg von Gemmingen-Hornberg.

Tesla-Kilometer-Weltmeister: Hansjörg von Gemmingen-Hornberg
Tesla-Kilometer-Weltmeister: Hansjörg von Gemmingen-Hornberg
Redaktion (allg.)

Es gibt Geschichten, die sind unglaublich. Auch die des Hansjörg von Gemmingen-Hornberg. Jahrelang war der Vielfahrer aus Karlsruhe mit einem 1992-er Mercedes-Benz W 124 500 E mit 240 KW unterwegs. Pro Jahr fuhr er damit gut 50.000 km. Der 500 E steht jetzt mit 604.000 km ungenutzt in der Garage und wartet noch fünf Jahre auf den Youngtimerstatus. Dann wollte der Vielfahrer etwas Neues erleben, sattelte als Elektro-Pionier auf  Tesla um. Das war 2009. Seither hat er mit seinem Roadster und dem Modell S über eine Million Kilometer zurückgelegt – pro Jahr über 100.000 km! „Ich wusste damals selbst nicht, was mich erwartet und hatte über die Hälfte für ein Auto angezahlt, das erst anderthalb Jahre später kam“, erinnert sich der 53-Jährige an das wohl gewagteste Auto-Experiment seines Lebens. Und gibt zu: "Vielleicht war es ein wenig naiv, aber ich wollte wirklich wissen, wie der Alltag mit einem Elektroauto aussieht und ob das überhaupt funktioniert."

Doch zwischen ihm und dem blauen Tesla Roadster klappte es vom ersten Tag an. Schon nach knapp fünf Jahren zeigte der Tacho des Roadsters 400.000 Kilometer an und hat es mittlerweile auf eine Laufleistung von unglaublichen 520.000 gebracht.  Wie er das hinbekommen hat? „Ich bin kein Schrauber und kein Techniker, aber jemand der schnell lernt. Auch aus Fehlern. Die wichtigste Voraussetzung für die Langlebigkeit und einen problemlosen Alltag mit einem Elektroauto ist ein optimaler Ladezyklus zwischen 20 und 80 Prozent. Für den Fahrbetrieb bedeutet das, möglichst gleichmäßig zu fahren. Wenn man lange Freude am Auto haben möchte, sollte man auch Höchstgeschwindigkeiten vermeiden. Es ist wie bei jedem anderen Auto auch“. Mit dem Tesla S 85+, spult der Freiherr inzwischen sogar Strecken ab, die andere nur noch schwindelig machen. Alleine von Juni 2016 bis Juni 2017 über 200.000 km! Wie selbstverständlich cruist der Privatier regelmäßig kreuz und quer durch Europa, wobei Strecken von über 800 Kilometern und zwei Ladeeinheiten täglich etwas ganz Normales sind. Und einmal hat es mit einer einzigen Ladung schon auf 540 Kilometer gebracht. Mit durchschnittlich gefahrenen 75 km/h.

Dann waren häufig die Starkstromanschlüsse einsamer Bauernhöfe seine einzige Chance für ein schnelles Laden und Weiterkommen. Durch seine Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister findet er solche wie ein Spürhund die Fährte. „Dabei kommt man auch in Gegenden, wo die Menschen noch nie ein Elektroauto gesehen haben“, beschreibt er. Und wenn mal weit und breit nichts gehen sollte, dann hält er nach einem Landgasthof Ausschau: „Dann nix wie hin zum Küchenmeister und nach einem Starkstromanschluss fragen! Das klappt meistens.“

Eine halbe Million Kilometer, da muss es doch etwas geben? „Mein Auto steht ja kaum, also kann auch nichts kaputtgehen. Ich stelle es nicht einmal in die Garage. Eiskratzer brauche ich längst nicht mehr, zwei Clicks auf der Tesla App und das Model S taut ab oder kühlt im Sommer runter“, berichtet von Gemmingen-Hornberg. Trotzdem: Sein Tesla S 85+ mit rund 320 KW, allerdings noch ohne Autopilotfunktion, hat inzwischen den vierten Motor eingebaut bekommen und auch die erste Ladeeinheit wurde bei 350.000 km einmal ausgetauscht. Einen Moment lang glaubt man, das berühmte Haar in der Suppe gefunden zu haben ... Aber, Fehlanzeige. „Da sind keinerlei Kosten auf mich zugekommen. Tesla hat das anstandslos ohne jede Diskussion übernommen. Mein Modell S verfügt ja über eine Garantie von acht Jahren oder 800.000 Kilometern. Günstiger hätte ich also wirklich nicht fahren können“, macht der extreme Vielfahrer deutlich, dass es abseits von der tobenden CO2-Diskussion für ihn wirklich keine umweltfreundlichere und bessere Bewegungsart gibt.

Dabei ist von Gemmingen alles andere als ein Schwätzer oder Wichtigtuer. Sein erklärtes Ziel ist es, jetzt mit beiden Tesla die Millionen-Kilometer-Marke zu knacken. Dass er dafür nahezu pausenlos „on the road“ sein muss, macht ihm keine Sorgen. Doch es werden immer mehr Termine und Veranstaltungen, die einfach jede Menge Zeit kosten. Zeit, die er eigentlich nicht hat. Stattdessen wäre es ihm viel lieber, tausende von Kilometern in seinem Auto sitzen zu dürfen und zu beobachten, wie sich die Uhr des Kilometerzählers unaufhaltsam der Million nähert. Die Kissen auf dem Fahrersitz beweisen, dass er darauf vorbereitet ist. Längst ist der Devisenhändler vermutlich Tesla-Kilometer-Weltmeister. Aber das schwarz auf weiß zu haben, ist ihm irgendwie auch nicht wichtig.

Fotos: Norbert Böwing

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